Vorsicht Falle - gefährliches Punktesystem im Bereich der Geriatrie

Anne Blohm
Vorsicht, wenn sie einem „Jahrgang“ angehören, der sie als „alten Menschen“ klassifizieren könnte.

Die nächste Gefahrenstufe: sie sind in die „Fänge“ des deutschen Gesundheitswesens geraten, genauer, in dessen Bürokratie. Patient X, Jahrgang 1939 absolviert, nach 10momatigen Aufenthalten in unterschiedlichen Krankenhäusern, eine Reha.

Am Ende dieser Maßnahme ist das Laufen wieder möglich! Dann allerdings stürzt der Patient(noch in der Reha) bricht sich das Kreuzbein, wird operiert, nun die Falle – Punktesystem (Bartel-Index) der Krankenkasse.

Nach der OP eine neue Anschlussheilbehandlung? Weit gefehlt, der Patient „alt“ und da greift nun ein „Punktesystem“ was genau Auskunft geben soll, was kann ein Patient noch kann oder was er eben nicht kann. Es werden Weichen gestellt mit diesem System. Erreicht der „alte“ Patient z.B. nur 35 Punkte, dann geht es, ohne wenn und aber, in die geriatrische Rehabilitation.

Zu betonen ist, dass von diesem „Findungsprozess“ der betroffene Patient nichts weiß. Auskunft des Bearbeiters der Krankenkasse: Entscheidung nach Aktenlage, er könne es auch nicht ändern! Hinweise die die besondere Situation des Patienten darlegen, werden unbeachtet gelassen. Differiertes Vorgehen bezogen auf den speziellen Fall, nicht möglich.

Voraussetzung wäre qualifiziertes Personal, wie es darum steht entzieht sich meiner Kenntnis. Bürokratie und Menschlichkeit scheint sich von selbst auszuschließen – Gesundheitswesen inbegriffen, im Vorliegenden die Krankenkasse BEK.

Was es bedeutet in die geriatrische Reha „geschoben“ zu werden, vermag nur der Betroffene selbst zu artikulieren. Ein Einzelzimmer, weit gefehlt, in der geriatrischen Rehabilitation in der "Klinik Fränkische Schweiz" in Ebermannstadt haben die „Rehabilitanden“ Anspruch auf ein Zwei-oder Dreibettzimmer. Der geriatrische Patient kann seinen sozialen Freiraum ruhig schon mal eingegrenzt bekommen.Bei einer Eigenleistung von 70 Euro, Einzelzimmer möglich.

Die Persönlichkeit als solche, die im Alter nicht zwingend verloren gehen muss, besitzt in dieser deutschen Bürokratie keine Relevanz. Es wird per se davon ausgegangen, Senioren hören, sehen manches Mal schlecht, folglich wird ihnen ein Denkvermögen auch nicht mehr zugetraut.


Der Leser möge den Mut haben und sich eine solche Einrichtung mit wachem Verstand anzuschauen, immer unter dem Aspekt, sich von seiner Persönlichkeit noch nicht verabschiedet zu haben. „Alte“ sind als Dialogpartner, was ihr eigenes Leben betrifft nicht gefragt, die Aussagen zur Entscheidungsfindung über z.B. einen Rehaverlauf, übernimmt ein Punktesystem. Die Würde des Menschen ist unantastbar, auch die des alten Menschen?
Die Beantwortung dieser Frage zeigt wie es um unsere Gesellschaft steht.

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