Jugendhilfekosten sind gestiegen


11% des Verwaltungshaushaltes eines kleinen Landkreises, werden voraussichtlich im Haushaltsjahr 2012 für die Jugendhilfeausgaben benötigt.
Es werden immer mehr Hilfen zur Erziehung  beantragt, immer mehr Eltern sehen sich überfordert.

Warum ist das so? Liegt es an der mangelnden Bereitschaft der Eltern ihre Kinder zu erziehen? Nein, so einfach dürfen wir es uns nicht machen.  

Viele Eltern sind ohne Arbeit, ALG II – Empfänger oder Geringverdiener. Das bedeutet im  schlimmsten Falle den Verlust des  Selbstwertgefühles.
Eltern und oft auch die Großeltern sind desillusioniert, sie haben keine Kraft mehr ihren Kindern eine heile Welt „vorzugaukeln“ oder in  der Realität  gar zu bieten, es fehlen ihnen die finanziellen und daraus folgend auch die materiellen Mittel.

Diese Menschen können sich nicht mehr an so banalen Dingen   freuen, wie dem Vogelgezwitscher oder den Blumen die  im Frühjahr  überall blühen. Sie haben das „SEHEN“ verlernt und können es somit auch nicht ihren Kindern vermitteln.
Die Kinder  haben Ohrstecker im Ohr um Musik zu hören, spielen irgendwelche Spiele am PC oder auf dem Handy und verlieren dadurch  den Kontakt zur Umwelt. Sie sind nicht mehr offen und nicht mehr bereit für den Rat der Erwachsenen.

Das ist die eine  tragische Seite, aber die andere Seite ist die, wo sind die Vorbilder, an denen sich die jungen Menschen orientieren könnten, wenn sich  in den eigenen Familien Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit breit gemacht hat?

Da wird   ganz „locker“ mal eben gesagt, der Staat müsse sich mehr engagieren! Welcher Teil des Staates oder seiner ausführenden Organe bzw. welcher Staatsdiener könnte den Jugendlichen Orientierung geben. Handeln unsere Politiker  so, dass der kategorische Imperativ  von Kant  zu erkennen ist? Um die Frage zu beantworten müssten wir uns wohl viel Zeit lassen.

Wir dürfen nicht die gestiegenen Kosten für die Jugendhilfe beklagen, sondern viel mehr  die Verschiebung der Werte in unserer Gesellschaft zu Gunsten des Konsum und der Kategorisierung der einzelnen Menschen „in der hat was und der hat  nichts“

Wir sollten dafür sorgen, dass die Eltern die den Boden unter den Füßen verloren haben, wieder Fuß fassen können.  Ihr Selbstwertgefühl und ihre Selbstachtung wieder erlangen, dann können sie  ihre Kinder wieder erhobenen Hauptes erziehen und die Kosten für die Jugendhilfe werden „drastisch“ sinken!

Kommentare

  1. Zeitgleich wird allerdings auch da gerne eine Erziehungshilfe installiert, wo nach §35a Jugendhilfegesetz ganz andere Hilfen übernommen werden müssten, nämlich Eingliederungshilfen für behinderte Kinder/Jugendliche.
    Autisten und ADHS´ler gelten als "seelisch behindert" und da ist das Jugendamt als Kostenträger zuständig.
    Statt Integrationshelfer oder beispielsweise Autismustherapie zu bewilligen, wird leider oftmals behauptet, die Ursache würde an der Erziehung der Eltern liegen, obwohl echtes ADHS ebenso wie Autismus angeboren ist.
    Dieses im Rahmen meines Ehrenamtes leider oft genug erlebt und wenn man in den Fachforen von Eltern behinderter Kinder querliest, stolpert man auch des öfteren über diese unsägliche Vorgehensweise.

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