HOMBURGER-Interview für die "Stuttgarter Zeitung"

Berlin. Die stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende BIRGIT HOMBURGER gab der "Stuttgarter Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) das folgende Interview. Die Fragen stellte THOMAS MARON:

Frage: Frau Homburger, Sie gelten in der FDP als Favoritin für die Nachfolge von Staatsminister Werner Hoyer im Auswärtigen Amt. Wollen Sie es werden?
HOMBURGER: Zunächst einmal herzliche Gratulation an Werner Hoyer zur Entscheidung im europäischen Rat für Wirtschaft und Finanzen. Es ist ein großer Erfolg für Deutschland, dass er Präsident der Europäischen Investitionsbank wird, weil es wichtig ist, dass wir in solchen internationalen Organisationen vertreten sind. Das wurde in der Vergangenheit viel zu sehr vernachlässigt. Zur Nachfolge im Auswärtigen Amt: Das ist ein attraktives Angebot. Ich traue mir das voll zu, stehe aber nicht zur Verfügung.
Frage: Warum? Hat Sie die Aufgabe nicht gereizt?
HOMBURGER: Natürlich ist das Angebot sehr interessant. Aber ich habe schon nach der Bundestagswahl deutlich gemacht, dass ich Parlamentarierin mit Leib und Seele bin. Und in der jetzigen Situation der Partei werde ich als Landesvorsitzende des zweitgrößten Landesverbandes Baden-Württemberg und stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP im Land gebraucht, nicht im Ausland.
Frage: In diesem Zusammenhang ist in der FDP erneut viel schmutzige Wäsche gewaschen worden. Ihre Fraktionskollegen Jürgen Koppelin und Patrick Kurth griffen Sie offen an, andere verdeckt. Sie seien nicht qualifiziert und sollten von Philipp Rösler als Gegenleistung für Ihren Rücktritt im Mai auf einen Versorgungsposten abgeschoben werden. Was ist da dran?
HOMBURGER: Nichts. Ich kenne die Gerüchte gut. Seit ich im Mai für den Fraktionsvorsitz nicht wieder kandidiert habe, wird immer wieder kolportiert, ich müsste etwas werden. Ich muss aber nichts werden, denn ich bin schon etwas. Frei gewählte Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Das ist eine der ehrenvollsten Aufgaben, die dieses Land zu vergeben hat. Ich definiere mich nicht über ein Amt, sondern über meine Persönlichkeit.
Frage: Staatsministerin bedeutet neben der inhaltlichen Arbeit mehr Geld, einen Dienstwagen und andere Vorzüge, war das nicht verlockend?
HOMBURGER: Das sind für mich keine Entscheidungskategorien.
Frage: Wissen Sie, wer Nachfolger werden soll?
HOMBURGER: Nein.
Frage: Was sagt der Umgang mit Ihnen über den Zustand Ihrer Partei aus?
HOMBURGER: Es geht hier nicht um den Umgang mit einer Person. Es geht um die FDP, die seit Monaten bei drei Prozent steht. Und da bin ich schon entsetzt, dass es immer noch Kollegen gibt, die den Ernst der Lage nicht erkannt haben. Ich erwarte, dass in der jetzigen kritischen Lage der Partei alle ihre Kraft darauf verwenden, der FDP aus dieser Krise heraus zu helfen, statt öffentlich über nicht spruchreife Personalfragen zu diskutieren.
Frage: Warum haben Sie nicht früher Nein gesagt, Sie hätten sich viel Ärger und Häme erspart...
HOMBURGER: Für mich sind Stil und Anstand noch Kategorien in der Politik. Deshalb bin ich der Meinung, dass man nicht über Ämter diskutieren sollte, die noch gar nicht zur Verfügung stehen. Das Spekulieren über ungelegte Eier schadet dem Ansehen des Landes, der Partei und allen Beteiligten. Und dazu wollte ich nicht beitragen.
Frage: Was muss die Partei daraus lernen?
HOMBURGER: Die FDP muss sich auf die inhaltlichen Fragen konzentrieren, die entschieden werden müssen. Seriöse Sacharbeit interessiert die Bürgerinnen und Bürger, alles andere schadet uns. Die Stabilisierung des Euro, die Umsetzung des neuen Energiekonzepts und andere große Aufgaben erfordern unsere Handlungsfähigkeit in der Regierung. Diese Handlungsfähigkeit muss die FDP unter Beweis stellen.  (Quelle FDP)

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